Donnerstag, Mai 26, 2005

gastbeitrag - Nur vom Feinsten

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Das leckerste am Rosinenbrötchen sind die Rosinen.
Oder vom Ei das Gelbe, vom Erdbeertörtchen die Erdbeeren, vom Kapitalismus der Profit. Das war schon immer so. Aus Prinzip.

Das schmeckt Ihnen nicht? Kein Wunder. Leicht verdaulich ist etwas anderes. Hiervon bekommt man im besten Falle nur Aufstoßen. Andere sind schon dran gestorben.
Nicht etwa weil sie sich verschluckt hätten oder zuviel gegessen. Im Gegenteil.

Kann man übrigens auch heute noch sehen - gucken aber viele weg. Besonders gern weggeguckt wird gerade die Situation in Osteuropa, in China, in Indien, in Teilen Südamerikas und so weiter.
Wir werden satt, das ist die Hauptsache.
Obwohl - stimmt vielleicht gar nicht? Das Wir!

Wollen doch mal sehen. Also nochmal: Viele werden satt, eine Minderheit wird nicht satt genug und für eine andere Minderheit bleibt es nur ein Wunsch, einmal richtig satt zu sein.

Das liegt am Einkommen. Denn im Einkommen liegt das Auskommen. Und wer ein Auskommen hat, ist ein zufriedener Mensch. Jetzt haben aber einige ein Auskommen, da ist für viele gar kein Hinkommen und trotzdem sind sie nicht zufrieden.

Klug können die doch nicht sein, oder?

Ist wahrscheinlich eine Art Reflex. Etwas ziemlich Unkontrolliertes. Schauen Sie, beim Arzt können Sie ja auch nicht verhindern, dass Ihr Bein nach vorne schlägt, wenn der auf die richtige Stelle schlägt.

Weil das niemand wirklich erklären kann, wird dieser Reflex zum Prinzip erklärt. Aber Vorsicht! Lassen Sie sich nicht hinters Licht führen! Der Rest soll nur nicht sehen, wer sich immer nur die Rosinen rauspickt. Und immer nur Rosinen - da kann man nicht satt von werden!

Lassen Sie sich’s schmecken!
Ihr Kabarättchen

sommerimpression

Der Vogel
hüpft von Ast zu Ast
lässt nur das Zwitschern fliegen,

die Katze dort
denkt nicht an Jagd -
bleibt in der Sonne liegen.

Montag, Mai 23, 2005

gastbeitrag - Für das Leben lernen wir

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Der Mensch entwickelt sich!
In die Breite, in die Länge, nach oben, nach unten.
Das kennen Sie: „Mensch, ist die aber groß geworden!" oder „Mmh, der hat sich aber ganz schön entwickelt."
Da stehen Freude und Glück in den Augen von Großeltern, Tanten, Onkeln, lange nicht gesehenen Freunden, na, Sie wissen schon.
Ist ja auch schön, wenn etwas wächst.

Im Garten oder Balkon auch. Jeder wachsende Zentimeter wird mit Genugtuung betrachtet, die bunten Blüten verzaubern den Tag und die satten Kräuter machen das Essen erst so richtig zum Genuss.

Zurück zu den Kindern. Deutschland will Kinder, Deutschland braucht Kinder, Deutschland hat ohne Kinder keine Zukunft.
Ganz schön banal, was da manchmal so aus den Mündern kommt.
Schlimmer ist, was zum Beispiel für das Schulsystem aus der Pisa-Studie herauskam.

Wir haben das Attest: die Entwicklung und das Wachstum der Kinder in deutschen Schulen richtet sich nicht nach den Kindern selbst, sondern nach ihrer sozialen Herkunft.
Individuelle Förderung ist zwar schon seit jeher ein Fremdwort im deutschen Schulsystem - aber noch nie war sie so wertvoll wie heute. Eigentlich.

Jetzt denken Sie, da wird sich drum gekümmert.
So wie immer, wenn etwas wächst und sich entwickelt, kann das doch nur Freude machen.
Den Politikern macht das aber keine Freude!

Jetzt soll sogar ein Sprachtest für die Grundschule kommen - um Rüttgers Willen. Im Zweifel bleiben die Schüler schon das erste Mal sitzen, ohne überhaupt jemals die Schulbank gedrückt zu haben.
Das ist die innovative Kraft, das sind die Ideen, die NRW zukunftsfähig machen.
Huch, nicht das Sie das ernst nehmen!

Aber heute ist ja auch alles so teuer: Kinder, Jugendliche, Pflanzen auch.
Bepflanzen Sie mal einen Balkon oder gar einen Garten - das kostet ein Vermögen. Dabei vermögen die unschuldigen Sträucher, Blumen, Kräuter und Gemüse gar nichts.
Kinder schon.
Nur brauchen die etwas länger.
Das könnte ein Vermögen wert sein, pardon, werden.
Nicht nur wegen der Freude am Wachsen.

Nun. Was bleibt? Das dreigliedrige Schulsystem, mit dem Auftrag auszulesen, der Frontalunterricht, damit die Kinder nicht auf eigene Ideen kommen, das Sitzenbleiben, damit Hänschen schon lernt, was versagen heißt.

Sehen Sie schwarz!
Ihr Kabarättchen

Sonntag, Mai 22, 2005

arbeit und leben XIV - bundesagentur für persönlichkeitsprofile?

die nrw wahl ist gelaufen. neuwahlen für ganz deutschland angekündigt. schrecklich genug.

die nachricht des tages aus der bundesagentur für arbeit, hier im kurzzitat aus spiegel-online, - und das am sonntag - lässt noch viel furchterregenderes befürchten:

"Bundesagentur plant gläsernen Arbeitslosen

Empfänger von Arbeitslosengeld II sollen sich einem Zeitungsbericht zufolge künftig einer umfangreichen Befragung unterziehen. Einem Entwurf der Bundesagentur für Arbeit zufolge sollten Fallmanager ein detailliertes Profil der Jobsuchende anfertigen - mit Informationen zu Freundeskreis, Arztbesuchen oder Wohnsituation.

Hamburg - Einem Konzeptpapier der Bundesagentur für zufolge sollten Fallmanager in den Arbeitsagenturen "alle Daten des sozialen Geflechts" von Arbeitslosen erfragen, berichtet die "Bild am Sonntag". Dazu werden "Familienkonstellation, Freundschaften, Nachbarschaftskontakte, Vereinszugehörigkeit, Wohnsituation" gezählt. Eine "Bewertung der Beziehungsstärke" zu den jeweiligen Personen soll ausgearbeitet werden. Erhoben werden sollen auch "Gesundheitsdaten" wie "gesundheitlicher Zustand, regelmäßige Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte"."

so ganz neu ist das alles natürlich nicht. einiges davon wird auch bisher schon umgesetzt - woher sollten die zuständigen denn sonst gewusst haben, wer zu unrecht aus der sozialhilfe in hartz IV gerutscht ist?!?

erschreckend ist und bleibt das diesen plänen zugrunde liegende menschenbild und demokratieverständnis allemal.

die nicht gerade originelle parole für die nächste zeit könnte deshalb lauten: warm anziehen!

Samstag, Mai 21, 2005

nach dem spiel ist vor dem sieg - zur dfb-saison 04/05

ne, das hätte ich wirklich nicht gedacht - die ftd als ort der ironie, fast könnte man von satire sprechen. diese überraschung teile ich gerne.
der appetithappen des proviants für die langen monate bis zum anpfiff der nächsten bundesligasaison:

"Jammern vor der Win-win-Situation
von Rainer Moritz, Hamburg

Das Medium ist die Botschaft, so lautete eine der einprägsamen Formeln, mit denen wir groß geworden sind und die uns helfen sollten, die Komplexität der modernen Gesellschaft zu durchschauen.
Und so lernten wir, dass es nicht auf die Inhalte (allein) ankomme, sondern auf deren Übermittlungskanäle und Verpackungen. Marketingexperten mühen sich seitdem darum, Produkte zu "branden", und wem es - als Landtagskandidat, Papst oder Schauspieler - gelingt, gut "rüberzukommen", braucht sich um die Substanz seiner Aussagen kaum zu sorgen. Wo Politiker darauf bedacht sind, "Sympathiewerte" einzuheimsen und ihre Ziele den Erfordernissen von nahenden Wahlen geschmeidig anpassen, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Bundesliga von der Epidemie der Überpsychologisierung eingeholt würde.(...)
Das Stadion als therapeutische Anstalt - so weit hat es die Saison 2004/05 gebracht, und wahrscheinlich ließ sich dies in einer Gesellschaft nicht verhindern, in der Selbstfindungs-, Atemtherapie- und Heilwasserkurse nicht nur im Volkshochschulangebot stehen und der Buchmarkt von Titeln wie "Der innere Garten", "Das Arbeitsbuch zur Aussöhnung mit dem inneren Kind" oder "Ab heute kränkt mich niemand mehr" überschwemmt wird. Letzterer wird dann auch Abwehrspielern helfen, die Eigentore produzieren oder des Feldes verwiesen werden. Wichtig ist nur noch, was Andreas Möllers einst so schön in Worte fasste: "Vom Feeling her hatte ich ein gutes Gefühl."

jedes tor hat also seine eigene geschichte, jedes abseits einen eigenen hintergrund. die historische halbwertzeit tendiert dabei gegen 3,5 tagen - aber wen interessiert DAS schon?!?

lasst euch das ganze schmecken!

Freitag, Mai 20, 2005

vom trinken

der mensch an sich soll viel trinken. mittlerweile allgemeingut geworden: 2, 3 liter flüssigkeit braucht der körper am tag.

was, aber was in teufels namen, kann man in diesen mengen zu sich nehmen?
davon und von der "geistreichen" begegnung mit beckenbauer im bioladen erzählt heute wiglaf droste in der taz:

"Von nahezu beckenbauerischer Geisteskraft war auch die Packungsbeilage zum "Himmlischen Glücks Tee", den ich im Bioladen kaufte. Getränke sind oft langweilig, Kaffee hört nach der vierten Tasse am Tag auf, noch wirklich zu schmecken, Wasser ist gut, nennt aber eine gewisse Fadheit sein eigen, Erdbeer- und Ananassaft sind köstlich, aber selbst dieser Genuss erschöpft sich irgendwann. Wer die notwendige Aufnahme und Zufuhr von Flüssigkeit nicht als freudlose Pflichtübung gestalten will, muss für Abwechslung sorgen. So kam mir der "Himmlische Glücks Tee" ins Haus.
(...)
Trinkbar ist das Gemisch aus Ingwer, Kardamom, Zimt, Nelken und anderen Pflanzen - wer aber liest, was er da zu sich nimmt, kommt nicht ohne eine gewaltige Dosis Esoterik davon. "Hin und wieder verlieren wir Menschen den Kontakt zu unserer eigenen Seele. Dann passiert es, dass wir gar nicht wissen, warum wir so traurig sind", liest der Glücksteetrinker - und wird wirklich traurig über den Gratiszinnober, der so klingt, wie es sich anfühlen muss, wenn einem Pfarrer Jürgen Fliege die Hand auf den Arm legt."

so geht es denn noch eine weile weiter und endet im fluch über den werbetexter - nur selbst lesen ist schöner!

ach ja - ich bin h2o fan, mir ist der appetit auf alle arten von glückstee, mondtee, sonnentee, relax-tee etc. etc. schon lange vergangen ;-)

Donnerstag, Mai 19, 2005

gastbeitrag - Leben für den Standort Deutschland

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Das Leben kann tödlich sein!
Risiken lauern überall. Krankheiten sind Thema spätestens ab Dreißig.
Der Verkehr wird immer rasanter und rücksichtsloser.
Kinder können schon lange nicht mehr auf der Straße spielen.
Chemie in Lebensmitteln, Chemie in der Luft, Chemie in Klamotten.
Lust auf mehr?
Vermissen Sie etwas? Ja, stimmt. Das Rauchen. Von Zigaretten.
Das ist gefährlich, weil Sie damit kürzer leben.

Sie wissen natürlich nicht, wie lange Sie eigentlich leben würden, aber das wissen andere besser.
Das hat natürlich in erster Linie einen propagandistischen Wert.
Die Menschen müssen voreinander geschützt werden. Also vor dem tödlichen Qualm.
Auch vor uns selbst werden wir geschützt.
Die Steuer ist hoch und mittlerweile wird man mit Zigarette so angeglotzt, als sei man ein Bösewicht aus den alten Krimiserien, in denen man auf Anhieb wusste, wer der Täter war.
Und wer will schon böse sein? Ein Geldverschwender noch dazu?
In diesen Zeiten!
Jetzt könnte mancher Rauchende einen uralten Spruch abwandeln und sagen: Wer das Rauchen verbietet, ist doof.
Aber das trifft es nicht. Wer das Rauchen verbietet, strotzt nur so vor Vernunft.
Das Leben ist aber nicht vernünftig. Das ist ein Problem.
Aber es soll ja auch kein Problem gelöst werden.
Wir sollen alle nur geschützt werden.

Retten wir uns also für den Standort Deutschland!
Das ist ganz einfach: Seien Sie Fit im Job - arbeiten Sie für Drei, Walken Sie bis zum Umfallen und gehen Sie regelmäßig zum Arzt! Nur wundern Sie sich nicht, wenn Sie dann krank werden!

Leben Sie wohl,
Ihr Kabarättchen

Samstag, Mai 14, 2005

kriegsherren - frühe saat, späte ernte?

die formate der politiksendungen im ersten stehen zur disposition. wahrscheinlich wird wieder mit der quote argumentiert, statt den auftrag der öffentlich-rechtlichen ernst zu nehmen.

ein gutes argument dafür, dass ihr bleiben ein gewinn wäre, war der beitrag in der letzten panorama-sendung über den ursprung des djihad als 'heiligen krieg' (mit allen mitteln) gegen die westlichen gesellschaften. ursprünglich verband sich mit dem begriff des djihad eher ein appell an die muslime, sich mit aller energie für ihren glauben einzusetzen.

dann, im Ersten Weltkrieg:

"Aber der moderne Djihad wurde in Deutschland erfunden – während des Ersten Weltkriegs. Ausgerechnet ein aus muslimischer Sicht „Ungläubiger", Max Freiherr von Oppenheim, deutscher Diplomat und oberster Orientstratege von Kaiser Wilhelm II., fordert wörtlich den Djihad als deutsche Kriegsstrategie im Orient.

In Propagandaflugblättern, tausendfach aus Berlin verschickt in die muslimische Welt, ist zu lesen: „Oh Volk der Schawia, zieht in den Djihad gegen die Ungläubigen". Mit deutschen Waffen und in deutschem Auftrag wurden Putsche und Attentate, sogar Sprengstoffanschläge verübt – gegen die britischen, französischen und russischen Kolonialherren, gleichzeitig Deutschlands Kriegsgegner."

in der sendung wurde sogar eine passage vorgelegt, die 1. selbstmordattentate als angriffsmittel beschreibt und 2. tipps gibt, wie man ausübende gewinnen kann. diese politisierung des islam war bis dahin beispiellos. und wenig überzeugend. die mehrheit der muslime schloss sich in der politischen auseinandersetzung dem britischen lawrence von arabien an.

Donnerstag, Mai 12, 2005

arbeit und leben XIII: gerechtigkeit vs. neid - "kapitalismus - neín danke"

diese meldung in der financial times deutschland ist ganz aktuell (12.05.05):

"Darf's ein bisschen mehr sein?
von Tobias Bayer
Hohe Gewinne der Unternehmen sorgen für üppige Boni.(...)
Die Umfrage von LAB und FTD bestätigt, dass Großverdiener vom Trend zur variablen Vergütung überproportional profitieren. Bei Managern, deren Jahresgehalt über 200.000 Euro liegt, legte der Bonus in mehr als 70 Prozent der Fälle zu. Zum Vergleich: In der nächsten Gehaltsklasse zwischen 100.000 und 200.000 Euro kletterte der Bonus nur in jedem zweiten Fall. Liegt der Jahresverdienst unter 60.000 Euro, kommt ein Drittel der Manager gar nicht erst in den Genuss einer Bonuszahlung. Klaus Aden sieht darin einen Beleg für die Wettbewerbsintensivierung. "Die Unternehmen buhlen um die Gunst der besten Kräfte. Dieser Kampf wird auch über den Preis geführt." Deswegen klaffe die Einkommensschere zwischen der oberen und unteren Leitungsebene immer weiter auseinander.
Das schürt Neid auf den Fluren: 53 Prozent der Manager halten die Vorstandsgehälter für zu hoch. "In meinem Unternehmen haben sich die Vorstandsbezüge erhöht, während die Mitarbeiter seit über vier Jahren freiwillig auf ihr 13. Gehalt verzichten, ihre Zielprämien um die Hälfte gekürzt bekommen haben und weite Teile entlassen wurden", empört sich ein Befragter."

diese meldung ist schon ein bisschen länger im umlauf (29.04.05)- nachzulesen (noch) a.a.o.:

"Die Wirtschaft hat nach Ansicht einer Mehrheit der Deutschen zu viel Einfluss. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos für die Financial Times Deutschland. (...)
Die Umfrage zeigt, warum Münteferings Kritik so breite Resonanz gefunden hat - und die Wirtschaft offensichtlich mehr für ihr Ansehen tun muss. "Derzeit ist der Ruf der Unternehmer miserabel", räumte Berthold Leibinger, Geschäftsführender Gesellschafter des Maschinenbauers Trumpf ein.
Knapp drei Viertel der von Ipsos befragten 1000 Deutschen vertraten die Ansicht, die Wirtschaft habe mehr Einfluss auf die Verhältnisse in Deutschland als die Politik. Davon meinten 69 Prozent, dies sei eher schlecht. (...)
Sogar 78 Prozent unterstützten die Aussage, für die Unternehmen seien Menschen nur noch ein Kostenfaktor - wie Maschinen. "Das Verhältnis von Politik und Wirtschaft ist nach Ansicht der Deutschen aus dem Lot geraten", sagte Christian Holst von Ipsos. "

welch ein potential!

Sonntag, Mai 08, 2005

keine stunde null

sechzig jahre nach kriegsende. ingeborg bachmann thematisierte und erinnerte früh daran, dass es keine stund null gab. selten jedoch so lakonisch und ironisiert wie in ihrer erzählung 'Unter Mördern und Irren':

"Juden sind gemordet worden, weil sie Juden waren, nur Opfer sind sie gewesen, so viele Opfer, aber doch wohl nicht, damit man heute endlich draufkommt, schon den Kindern zu sagen, dass sie Menschen sind? Etwas spät, findest du nicht? [...] Wer weiß denn hier nicht, dass man nicht töten soll?! Das ist doch schon zweitausend Jahre bekannt. Ist darüber noch ein Wort zu verlieren?"

doch, natürlich gab und gibt es darüber worte zu verlieren. vor allem darüber, wie die nationalsozialistische ideologie solch eine macht entfalten konnte.

dies kann man unter anderem nachlesen in den essays von jean améry - 'Jenseits von Schuld und Sühne'.


weil literatur immer nur einen ausschnitt abbildet, noch diese anmerkung: 'die juden' standen für ingeborg bachmann symbolisch auch für alle anderen menschen, die aufgrund ideologischer konstrukte gesellschaftlich diskriminiert, verfolgt und ermordet werden.

Mittwoch, Mai 04, 2005

arbeit und leben XII - frau und mann

womit würden sich die entscheider besser fühlen, um die ungleichbehandlung von frauen im beruf zu erklären? geht es um vorurteile, geht es um macht, geht es um strukturen und strategien?

die anforderungen an eine frau sind jedenfalls deutlich höher als an einen mann, wenn ein stipendium ausgeschrieben wird:

"Zum Beispiel in Schweden, dort fand vor einigen Jahren eine Untersuchung statt, die in den Hochschulkreisen für Wirbel sorgte : Frauen und Männer, die sich nach einem Medizinstudium um ein Stipendium bewarben, wurden von den Stipendiengebern unterschiedlich beurteilt. So mussten Frauen bis zu 20 wissenschaftliche Veröffentlichungen mehr vorweisen, als Männer, um als gleich gut beurteilt zu werden. Andere Untersuchungen weisen in dieselbe Richtung: Das Geschlecht spielt bei Posten und Karriere immer noch ein Rolle – die Chancen sind keineswegs gleichmäßig verteilt."

in der sendung Quarks & Co war dies aber nur ein aspekt zum thema 'Mann und Frau - der kleine Unterschied'. daneben räumte Ranga Yogeshwar noch mit sehr viel mehr vorurteilen auf und entlarvt die erfolgreichen bestsellerautorInnen, als das, was sie sind: populistisch begnadete schreiberlinge, die mit herrschenden vorurteilen viel knete machen.

die zusammenfassung gibt es als broschüre auch im pdf format.

Dienstag, Mai 03, 2005

arbeit und leben XI - teamerfahrungen

wer in einem so genannten team arbeitet, weiß manchmal gar nicht, ob das team nun team heißt, weil es eine besondere aufgabe zu lösen hat - also ein projekt entwickeln will und soll - oder ob die ehemalige abteilung nun team genannt wird, damit es sich moderner anhört. quasi als motivation in einer innovativen organisation zu arbeiten.

tatsächlich bestehen zwischen abteilung und team ziemlich gravierende unterschiede. zum beispiel: in der abteilung gibt es klare hierarchien. im team steht das gemeinsame ziel im mittelpunkt. unter welchen voraussetzungen ein team gut arbeitet, wo konflikte auftreten können und wie man einer lösung eben jener nahe kommen kann, war heute thema im radio auf meinem lieblingssender wdr5.

auf zur lesekemenate mit literaturhinweisen und einer ausführlichen beschreibung oben angesprochener teamprozesse durch den studiogast: Dr. Gunther Schmidt - Psychotherapeut, Coach, Heidelberg

habe es leider nicht selbst gehört - die frage nach den mix-formen muss deshalb an dieser stelle ungeklärt bleiben ;-)

im archiv findet man den beitrag unter dem titel Coaching - Hilfe bei Konflikten am Arbeitsplatz auf dem sendeplatz LebensArt.

Montag, Mai 02, 2005

student heute - der teufel an der uni

die frankfurter rundschau liebt das aufspiessen - sie macht es jeden tag, den sie erscheint. heute müssen wir uns fragen, welcher gewiefter stratege und taktiker wichtige wahlen in die semesterferien gelegt hat, wohlwissend, dass der teufel jetzt auch 'an der uni steckt':

"Aufgespiesst
"Ich wünsche Angela Merkel aus ganzem Herzen, dass sie 2006 die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland wird. Und da sowohl der Landtagswahlkampf 2006 wie auch der Bundestagswahlkampf in die Semesterferien fallen, werde ich mit ganzer Kraft für beide Ziele mitarbeiten." Der scheidende Vorsitzende der Südwest-CDU, Erwin Teufel, beim Landesparteitag am Freitag in Ulm. Teufel will von Oktober an Philosophie studieren."

Sonntag, Mai 01, 2005

visionen ohne glanz - der "Ganz-Lebens-Kindergarten"

gut, wir haben anfang mai. die sendung kam anfang april. ist aber egal. wie tita von hardenberg den beitrag in polylux zu den kuschelparties kommentiert, hat noch immer etwas (be)stechendes. und weil diese seite bald einer anderen weichen wird, hier die wichtigsten auszüge:

"Viele konnten nicht hinschauen. Die Bilder, die wir diese Woche von den populären neuen Kuschelpartys zeigen, sind für einige Redaktionsmitglieder quälender als Tierversuche. Erwachsene Menschen zahlen Geld dafür, von wildfremden Sockenträgern befummelt zu werden. (...)

Der Trend kommt aus New York, wo sie recht pragmatisch mit ihren Defiziten, vor allem den psychischen, umgehen. Der Shrink ist als feste Kostenstelle für die seelische Hygiene eingeplant, wie die Fußpflege und der Friseur. Und abends stehen bei Bedarf nicht nur eine große Anzahl „Cuddle Parties“ zur Auswahl (für Dicke, für Alte, für Schwule etc.), sondern auch so genannte „Laughing Parties“. Dort kann man mal so richtig herzlich ablachen. Über mehrere Stunden und in der Gruppe. Natürlich gegen Teilnahmegebühr.

Wenn es noch nicht einmal mit dem Lachen ohne Anleitung klappt, dann sollten wir uns langsam Sorgen machen. Vielleicht sehnt sich die Menschheit nach einem Ganz-Lebens-Kindergarten, wo man alles, auch die selbstverständlichsten Dinge, unter Anweisung tut. Eine Dauergruppe mit Kindergärtner, der einem erklärt wie man lacht, streichelt, atmet, schläft. Das alles natürlich gemeinschaftlich. Denn Freundschaften schließen können wir erst recht nicht mehr allein."

liebe tita von hardenberg, wir nehmen uns ihren gruß 'bleiben sie stark' zu herzen - und danken für jede kraftportion durch ihre sendung!