Donnerstag, Februar 23, 2006

gastbeitrag - Ohne Titel

Das mit den Karikaturen, verstehst du das?

Ja, klar. Da geht's um Freiheit. Um Meinungs- und um Pressefreiheit.

Wie, ich denke, da fühlen sich die Moslems beleidigt und machen Krawall!?

Das heißt Muslime, du Depp. Und außerdem sind die Krawallmacher die Fundamentalisten.

Ich denke, die sind alle Fundamentalisten – sonst wären die Karikaturen doch gar nicht witzig.

Hat ja auch keiner gesagt, dass die Karikaturen witzig sind. Wir wollen sie aber abdrucken dürfen.

Ach so, aus Prinzip, ja?

Ja, genau.

Und wenn die sich beleidigt fühlen, dann finden wir das doof?

Nein! Du kapierst auch gar nix. Wir finden das mit der Gewalt doof.

Klar. Finde ich auch. Weil nämlich, das mit den Karikaturen ist ja eigentlich ganz friedlich, so ohne Waffen und so.

Neeeiiiin! Das ist nicht friedlich. Wenn es friedlich wäre, wäre es ja witzig. Zumindest für einen der beiden.

Wie?

Denk doch mal nach. Die Karikatur an sich ist ja gemein. Wenn jemand 'ne Karikatur von der Merkel macht und ich finde das witzig, dann kann das sein, dass sie das ziemlich fies findet. So quasi Angriff mit Tusche.

Verstehe, eine Karikatur ist witzig und nicht witzig zugleich.

So ungefähr.

Und sie ist mal friedlich und mal nicht.

Stimmt.

Ich glaube, so wirklich kapier ich das noch immer nicht.

Na, ja, wie soll ich dir das erklären. Wenn jemand einen Ostfriesenwitz macht, dann kann das trotzdem sein, dass er Ostfriesen eigentlich ganz nett findet, nur dass sie eben eine kleine Macke haben.

Ist klar.

Das gilt zum Beispiel auch für Blondinen oder Ossis oder Wessis.

Das ist, weil die alle von hier kommen?

Genau.

Aber die mit dem Islam kommen doch auch von hier!

Eben, deshalb fühlen sie sich ja auch beleidigt.

Verstehe nur noch Bahnhof!

Weil das mit den Gewehren im Turban von dem Mohammed ja keine Macke ist – da geht es um Gut und Böse.

Mmmh, dann würde ich das jetzt mal so sagen: Die, die hier friedlich leben, fühlen sich alle als ziemlich böse abgestempelt!

Jou!

Also dann findest du das doof, dass diese Zeitungsmacher so tun, als wären alle Moslems, äh, Muslime Fanatiker und gleichzeitig finden wir doof, dass die Fundamentalisten Randale machen!

Puh, endlich hast du's verstanden.

Eine Frage habe ich dann aber noch – warum sagt das denn so keiner?

Ja, was denn?

Na, das die meisten Muslime eigentlich ganz nett sind.

Psst, nicht so laut – darüber schweigen wir lieber!


Sonntag, Februar 19, 2006

gastbeitrag - Zu Gast bei Schläfern

Jeden Tag Fußballweltmeisterschaft – das heißt ja nicht, dass alle Fußball spielen können!

Jeden Tag Vogelgrippe – was denn? Deshalb können Politiker und Behörden doch noch lange nicht alle geeigneten Maßnahmen treffen, um einer Verbreitung der Seuche vorzubeugen.

Und so könnten ein paar vergessene Schwäne dafür sorgen, dass die Fußballfans in die Röhre gucken und die Bundeswehr statt Objekte zu schützen, flächendeckend Geflügel keult.


Mittwoch, Februar 01, 2006

gastbeitrag - Janus' Reich

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Es gibt viel Hunger in der Welt. Der Hunger nach Brot, nach Frieden, nach Idealgewicht.

Was ein Vorteil sein kann. Denn wer hungert, hat es leichter. Der hat nicht viel Gewicht. Man könnte auch sagen, der hat sein Fett weg.

Da brauchen Sie gar nicht nach Afrika zu fahren oder nach Südamerika oder Nordvietnam. Machen Sie mal eine Expedition durch den Supermarkt, Sie werden staunen! Also, nicht im Discounter – die Kunden dort haben keine Wahl. Ich meine den Supermarkt an der Ecke, mit Sonderangeboten und ohne Parkplatz.

Wenn Sie sich jetzt einfach mal umgucken würden. Beeindruckend, nicht wahr? Feine Speisen, edle Tropfen und das ganz Besondere: Ich nenne es das Sortiment für Eingeweihte.

Eines Tages war's. Ich glaube, es hat mächtig gegossen draußen, ich hatte keinen Schirm dabei – na, ja das Übliche eben. Und da bin ich im Laden geblieben und damit fing alles an.

Zuerst habe ich eine Entdeckung gemacht, die hat mich glatt umgehauen: 4 Pfannkuchen aus der Flasche! Bevor Sie jetzt anfangen zu gähnen - staunen darf man wohl noch. Da sind ein paar Flocken Mehl und Körnchen Zucker in einer Flasche, dazu noch eine äußerst seltsam anmutende Form von Ei. Das ganze für ungefähr ein Euro fünfzig – rechnen Sie mal um, das sind 3 DM! Für 4 Pfannkuchen! Wissen Sie, wieviel Mehl Sie dafür kriegen? Wer das kauft, ist ja wohl arm dran!

Das war aber nur der Auftakt. Neugierig geworden, habe mich überall dort umgeguckt, wo ich vorher noch nie war. Zum Beispiel im Regal da in der Ecke, wo es den abgepackten Aufschnitt gibt. Salami, roher und gekochter Schinken und so weiter. Plötzlich sah ich diese Schrift. Wie ein Menetekel sprang sie mir in die Augen: „Du darfst!“ Klasse, dachte ich – was denn? Na, aufschneiden halt. Die Wurst. Fettreduziert, doppelt so teuer und ohne Geschmack. Da kann einem jede Lust vergehen. Aber wirklich jede. Soll ja auch so sein, sagen Sie?

Dann habe ich noch etwas für Sie. Der Clou: Fertiggerichte unter dem Label eines Gewichts-Sehers. Ich meine, Sie könnten sich auch die Oblaten in der Abteilung für Backzubehör kaufen. Die schmecken auch nach nix. Da ist auch kein Fett drin. Die sind auch billiger. Sehen aber längst nicht so gut aus. Und das kostet nun mal. Das gute Aussehen.

Was Sie davon haben? Hunger im Bauch und weniger Fett am Leib.

Und wenn Sie nur lang genug nicht genug essen, werden Sie so richtig glücklich. Das kommt vom Kopf. Von den Glückshormonen, die dann frei gesetzt werden.Waren Sie schon mal so richtig glücklich? Konnten Sie dann noch richtig denken? Jetzt mal ganz ehrlich! Da haben Sie doch hinterher auch das Gefühl gehabt: Glück fressen Denken auf.

Das ist jetzt zynisch, meinen Sie? Na, da hungern sich die Leute krank, zahlen einen hohen Preis dafür – da haben sie doch wohl das Recht glücklich zu sein!

Ich habe das nämlich genau beobachtet: das kaufen keine Leute, die abnehmen wollen. Ne, ne. Das kaufen Leute, die sagen: „Ich will so bleiben wie ich bin.“ Und natürlich 'wo ich bin' – sonst führen Sie ja auch nach Afrika, Südamerika oder nach Nordvietnam. Da wäre es auch viel billiger. Hätte aber einen entscheidenden Nachteil – Hunger nach jedem Geschmack können Sie da vergessen. Den gibt's nur hier. Im Supermarkt.

Guten Appetit!
Ihr Kabarättchen