Freitag, Mai 18, 2007

gastbeitrag - abgesang

auf die dauer, auf der lauer,

liegt 'ne kleine wanze,

schaut euch mal die wanze an,

was die wanze hören kann,

auf die dauer, auf der lauer,

liegt 'ne kleine wanze.


auf die dauer, auf der lauer,

bleibt 'ne kleine wanz,

hört euch mal die wanz an,

was die wanz erzählen kann,

auf die dauer, auf der lauer,

bleibt 'ne kleine wanz.


auf die dauer, auf der lauer,

ächzt 'ne kleine wan,

seht euch mal die wan an,

wie die wan sich quälen kann,

auf die dauer, auf der lauer,

ächzt 'ne kleine wan.


auf die dauer, auf der lauer,

stürzt 'ne kleine wa,

staunt die kleine wa an,

wie die wa fallen kann,

auf die dauer, auf der lauer,

stürzt 'ne kleine wa.


auf die dauer, auf der lauer,

stirbt 'ne kleine w,

wer klebt der w die anze an,

damit sie wieder hören kann?

auf die dauer, auf der lauer,

stirbt 'ne kleine w.


Donnerstag, Mai 17, 2007

gastbeitrag - positiv denken

wir sind ein völkchen,

das gedopt

und deshalb fröhlich

durch die

aktuelle historie tobt.


man nehme dazu:

boulevard und statistik,

das ganze dann:

kräftig geschüttelt,

versehen mit propaganda,

(ups, ein versehen)

natürlich mit blödsinn

und geistigem trödel,

jetzt ab in das stundenglas hinein:

wird wohl vom feinsliebchen sein.


von gestern? welches gestern?

Die Lösung

Wenn was nicht klappt,
dann wird vor allem mal nicht berappt.
Wir setzen frisch und munter
die Löhne, die Löhne herunter -
immer runter!
Wir haben bis über die Ohren
bei unsern Geschäften verloren...
Unser Geld ist in allen Welten:
Kapital und Zinsen und Zubehör.
So lassen wir denn unser großes Malheur
nur einen, nur einen entgelten:
Den, der sich nicht mehr wehren kann.
Den Angestellten, den Arbeitsmann;
den Hund, den Moskau verhetzte,
dem nehmen wir nun das Letzte.
Arbeiterblut muß man keltern.
Wir sparen an den Gehältern -
immer runter!
Unsre Inserate sind nur noch ein Hohn.
Was braucht denn auch die deutsche Nation
sich Hemden und Stiefel zu kaufen?
Soll sie doch barfuß laufen!
Wir haben im Schädel nur ein Wort:
Export! Export!
Was braucht ihr eigenen Hausstand?
Unsre Kunden wohnen im Ausland!
Für euch gibts keine Waren.
Für euch heißts: sparen! sparen!
Nicht wahr, ein richtiger Kapitalist
hat verdient, als es gut gegangen ist.
Er hat einen guten Magen.
Wir mußten das Risiko tragen...
Wir geben das Risiko traurig und schlapp
inzwischen in der Garderobe ab.
Was macht man mit Arbeitermasen?
Entlassen! Entlassen! Entlassen!
Wir haben die Lösung gefunden:
Krieg den eigenen Kunden!
Dieweil der deutsche Kapitalist
Gemüt hat und Exportkaufmann ist.
Wußten Sie das nicht schon früher -?
Gott segne die Wirtschaftsführer!

das ist von Kurt Tucholsky und schon ziemlich lange her ...