Mittwoch, Juni 01, 2005

arbeit und leben XV - alles so schön bunt hier

der kapitalismus steckt voller widersprüche. das kann man bei marx studieren, das kann man sich aber auch im fernsehen angucken. zuletzt am dienstag in plusminus. und weil es so schön verworren ist, das thema ‘wie können gute bedingungen für arbeitsplätze geschaffen werden’, liest sich das online noch sehr viel chaotischer als es in der sendung dargestellt wurde:

"Bessere Binnennachfrage und stärkere Kaufkraft sind für drei Viertel der großen deutschen Unternehmen die besten Antriebe zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und die wichtigste Erwartung an die neue Regierung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den im DAX-30 börsennotierten Unternehmen von Infratest dimap im Auftrag von [plusminus. Eine unternehmensfreundlichere Ausrichtung der Politik durch eine CDU/CSU-geführte Regierung erwarten danach 80 Prozent der befragten Unternehmen.

Für drei Viertel der Unternehmen, die in der Vergangenheit neue Arbeitskräfte eingestellt haben, haben bei der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Vergangenheit die Reformen bei den Unternehmenssteuern, am Arbeitsmarkt und bei den Sozialsystemen (Gesundheit und Rente) keine entscheidende Rolle gespielt. Für die Zukunft fordern aber 67 Prozent der befragten Unternehmen eine Senkung der Unternehmenssteuern bei stärkerer Belastung des privaten Verbrauchs sowie weitere Reformen im Arbeits- und Sozialrecht."

für einen zitierten experten kein widerspruch! das bitte selber lesen...

was fakt ist und bleibt: die dax-unternehmen als global player wollen tendenziell etwas ganz anderes als der mittelstand, der wirklich darauf angewiesen ist, dass die kaufkraft gestärkt wird. die dax-unternehmen wollen niedriege personalkosten - und das um jeden preis. sie fordern sogar höhere eigenanteile an der sozialversicherung, was sicherlich zu noch weniger kaufkraft führen würde. dementsprechend bringt das zwar nicht die konjunktur in gang, stärkt aber das ranking an der börse.

die mittelständler, die am dienstag interviewt wurden, setzen dagegen auf verlässlichkeit und stabilität - wenn neue regeln eingeführt werden, sollten sie nicht nach kurzer zeit nochmals verschärft bzw. zu lasten der arbeitnehmer geändert werden. die kritik an der allgemeinen verunsicherung ließ von ferne selbst an hartz IV denken. im mittelpunkt eines international erfolgreichen unternehmens stand vor allem die forderung nach mehr staatlichen investitionen (sic!), vor allem in kultur und bildung.

die verschiedenen interessen werden deutlicher und deutlicher. wer hätte das gedacht -
karl marx braucht sich nur einmal kurz zu schütteln, um den staub der letzten jahre von seinen schultern zu streifen.