Freitag, April 21, 2006

zu potsdam - schamlos, dumpf und ignorant

in der erzählung von ingeborg bachmann "Unter Mördern und Irren" geschieht in den nachkriegsjahren ein mord im hinterzimmer eines lokals - begangen von nationalsozialisten, die immer noch (oder schon wieder - je nach lesart) unangefochten gesellschaftlich auftreten können. ingeborg bachmann lässt den protagonisten in seiner verzweiflung über die kontinuität der menschenfeindlichen gesinnung folgendes fragen:

„Juden sind gemordet worden, weil sie Juden waren, nur Opfer sind sie gewesen, so viele Opfer, aber doch wohl nicht, damit man heute endlich draufkommt, schon den Kindern zu sagen, daß sie Menschen sind? Etwas spät, findest du nicht? [...] Wer weiß denn hier nicht, daß man nicht töten soll?! Das ist doch schon zweitausend Jahre bekannt. Ist darüber noch ein Wort zu verlieren?“ (II, 177)


zum aktuellen beispiel eines menschenverachtenden rassismus bekannte der heutige innenminister endlich einmal farbe - angesichts des versuchten mordes in potsdam mahnte er vor der voreiligen feststellung einer fremdenfeindlichen tat und sagte:

“Es werden auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das ist auch nicht besser.”

jetzt fragen wir mal den herrn doktor schäuble:

1. was verbinden sie mit dem wort 'Nigger'?

2. von wem meinen sie, stammt die charakterisierung eines "Deutschen" durch die merkmale 'blond' und 'blauäugig'?

3. WANN WOLLEN SIE ZURÜCKTRETEN?


wir können aber auch frau von der leyen fragen, warum sie und die kirchen auf der pressekonferenz des ersten treffens vom bündnis für erziehung keine schweigeminute eingelegt haben. als zeichen. wegen der werte. den christlichen.