Donnerstag, November 18, 2004

nasreddin hodscha I

Als Nasreddin Hodscha eines Tages durch das Fenster sah, regnete es und er beobachtete die Menschen auf der Straße. „Wer ist denn hinter dir her?" fragte er einen Bekannen, der eilig auf sein Haus zulief. „Der Regen ist zwar ein Segen Gottes, aber naß werden möchte ich auf keinen Fall," antwortete dieser. „So weit ist es schon gekommen, daß die Menschen vor dem Segen Gottes fliehen," kommentierte der Hodscha. Als der Mann das hörte, verlangsamte er seine Schritte und kam völlig durchnäßt zuhause an.

Als es wieder einmal begann zu regnen, beobachtete dieser Mann, wie Nasreddin Hodscha schon bei den ersten Tropfen rannte und mit dem Regen um die Wette lief. „Mich hast du ermahnt, nicht vor dem Segen Allahs zu fliehen, und nun tust du es selbst!" rief er dem Hodscha zu. Doch der entgegnete: „Ich renne, um den Segen Allahs, der auf die Erde niedergeht, nicht mit Füßen zu treten," und verschwand in seinem Haus.

aus: Wer den Duft des Essens verkauft. Rowohlt Taschenbuch Verlag

die geschichten von nasreddin hodscha, dem türkischen eulenspiegel, gehen zurück auf den gleichnamigen „volksphilosophen" und imam, der 1208 in westanatolien geboren wurde. seine schwänke und anekdoten wurden ausschließlich mündlich überliefert. sie haben bis heute einen festen platz in der türkischen kultur.

1 Comments:

At 9:16 PM, Blogger Amicus Asini said...

Bin zufällig auf deiner Seite gelandet. Habe eben gerade auch eine Geschichte von Nassredin Hodscha gepostet: http://equusasinus.blogspot.com

 

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